Frömmigkeit in der Kleinstadt
Produktbeschreibung
Die Auseinandersetzung mit dem Tod, die Angst vor den Qualen des Fegefeuers, verbunden mit der Hoffnung auf Erlösung der armen Seelen, sind christliche Ausformungen eines universalen Phänomens. Am Beispiel des Stiftungswesens und der Praxis der Jenseitsfürsorge in der Diözese Konstanz wird ersichtlich, wie Stifterinnen und Stifter aller Stände finanziell in ihr künftiges Seelenheil investierten. Die untersuchten Seelheilstiftungen berührten nahezu sämtliche Lebensbereiche in der Kleinstadt und auf dem Land. Ein reichhaltiger Quellenbestand zur Region Bischofszell bezeugt die dortige Praxis der Heilsökonomie bis zur Zeit der Reformation. Stifterinnen und Stifter hatten vorausschauend rechtliche, ökonomische und spirituelle Implikationen ihrer guten Werke zu bedenken. Ungleiche finanzielle Möglichkeiten und Interessenlagen begründeten vielfältige Formen des Stiftungsverhaltens. Als Empfänger und Verwalter von Seelheilstiftungen traten insbesondere die Chorherren des St.-Pelagius-Stifts in Bischofszell und das städtische Spital in Erscheinung. Es ging um Kirche und Kommerz, Finanzkapital, Renten und Kredite. Säkularklerus und Laiengesellschaft standen in einem Austausch- und Spannungsverhältnis zueinander. Die Kumulation von Kaplanei- und Altarstiftungen trug einerseits zur Intensivierung religiösen Lebens, andererseits zum Wandel der Gesellschaft, insbesondere des Stadt-Land-Verhältnisses, bei. Ins Buch eingeschoben sind Auszüge aus den diskutierten Originalquellen (Urkunden, Jahrzeitbücher, liturgische Texte), um die Eigenart und Vielfalt spätmittelalterlicher Schriftkultur zu würdigen. Parallel erscheint online eine Quellenedition.
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