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Gier

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Ihre Kundenmeinung hinzufügen Artikelnummer 2469466 Veröffentlicht am 16.03.2022
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Verlag Hirzel, Stuttgart Bindung Taschenbuch ISNB / EAN 9783777629667 von Barbara Streidl

Produktbeschreibung

"Profitgier frisst unsere Heimat und ihre Geschichte(n)", steht auf einem Plakat, das an vielenStellen im Münchner Stadtvierteil Giesing hängt - und das schon seit ein paar Jahren. Wassteckt dahinter? Das leerstehende "Uhrmacherhäusl", ein über 150 Jahre altesdenkmalgeschütztes Haus, ist im Herbst 2017 plattgemacht worden: Was vom Eigentümer alsSanierung angekündigt worden war, stellte sich als illegaler Komplettabriss heraus. Die gesamteNachbarschaft, die Lokalpresse und der Münchner Oberbürgermeister, Dieter Reiter, reagiertenschnell: Das Uhrmacherhäusl solle wieder aufgebaut werden, forderten sie, in Höhe, Breite undAnmutung so wie vor dem Abriss. Der Eigentümer klagte dagegen - und bekam Recht.Oberbürgermeister Reiter spielte dann seinen letzten Trumpf aus und verkündete öffentlich,dass mit dem Eigentümer und dessen Rohrreinigungs-Unternehmen, welches in derVergangenheit häufig Aufträge von der Landeshauptstadt erhalten hatte, nicht mehrzusammengearbeitet werden solle. "Jemand, der unser Vertrauen so verloren hat wie derEigentümer des Uhrmacherhäusls, darf mit der Stadt kein Geld verdienen!", wurde Reiter in derSüddeutschen Zeitung zitiert. Die Baulücke ist immer noch da. Ebenso wie die Plakate und dieregelmäßig stattfindenden Mahnwachen an der Abrissstelle. Sie erinnern auch drei Jahre späternoch an die Bagger, die ein altes Haus dem Erdboden gleichmachten. Aus Profitgier.Nicht wenigen Unternehmen wird dieses rücksichtslose Streben nach Gewinn nachgesagt: den"Heuschrecken"-Investoren, die Betriebe kaufen und dann so lange aussaugen, bis nur nocheine leere Hülle übrigbleibt; internationalen Konzernen, die Sozialwohnungen von kommunalenTrägern billig kaufen und dann schlecht instandgehalten teuer vermieten oder noch teurerweiterverkaufen. Den Lebensmittelfälschern, die Pferdefleisch in Hamburger packen undOlivenöl mit Maschinenöl panschen. Oder eben Eigentümern von Immobilien, die diekostspielige Instandhaltung von denkmalgeschützten Häusern scheuen und auf moderneMehrfamilienhäuser für Mieter mit Geld setzen.Wenn jemand immer mehr haben möchte, wird das nicht gern gesehen. "Der kennt keinGenug!", wird geschimpft, wenn einer Gier durch ein hierarchisches Machtverhältnis auslebtund sich jeder Moralvorstellung verweigert: Der Eigentümer eines Mehrfamilienhauses, der dieMieten dort unverhältnismäßig anhebt. Oder gleich an ein ausländisches Unternehmen verkauft.Wodurch das Zuhause von Familien mit kleinen Kindern, von alten Menschen oder ganznormalen Leuten aus der Mitte der Gesellschaft verändert, gar vernichtet wird. Warum machtder das? Weil er es kann. Weil es sich gerade anbietet. Weil er seinem Sohn zum Abitur einenPorsche kaufen will. Weil er am Drücker sitzt und das auslebt - die Gier nach Profit ist oftkombiniert mit dem Ausleben von Macht. Die aber auch diejenigen empfinden, die zum Beispielbei der Steuererklärung gemogelt haben: Weil sie es können. Auch von unterhalb der Gehalts-Oberschicht. Weil es sich angeboten hat. Weil 1.000 "ganz legale" Steuertricks einfach danachschreien, eingesetzt zu werden.Nicht selten kommt die Gier mit Geiz daher: Warum soll jedes Haus von einem eigenenHausmeister verwaltet werden, wenn doch auch einer pro Wohnblock, pro Straßenzugausreicht? Warum soll in Recyclingtechnologie investiert werden, wenn Wegwerfen,Verbrennen, übers Meer verklappen doch viel billiger ist? Warum soll man Tierrechte achten,wenn man eine Menge Geld sparen kann, indem man Tausende von Hühnern auf viel zu wenigPlatz zusammensperrt? Warum soll man Erntehelfer ordentlich bezahlen, unterbringen und dieVerantwortung für ihr Wohlergehen übernehmen, wenn es doch viel günstiger ist, sie alsLeiharbeiter über eine dubiose Subunternehmensstruktur zu beschäftigen?Habgier ist eine Sünde, die nicht nur "die da oben" betrifft, sondern uns alle: Verbraucher, dievier Schweineschnitzel für 3,79 EUR kaufen; Menschen, die in der Corona-KriseSoforthilfezahlungen abgerufen haben, obwohl sie


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