Sebastião Salgados eindringliche Schwarz-Weiß-Fotografien aus dem Projekt GENESIS zeigen Völker und Landschaften, die vom verheerenden Ansturm moderner Gesellschaft und Entwicklung unberührt blieben. Die Aufnahmen, entstanden im Verlauf einer epischen Acht-Jahres-Expedition, sind in sechs umfassende geografische Kapitel aufgeteilt: Planet South,...
Zeit ist Hirn.<br />
Was passiert, wenn man durch einen gesundheitlichen Einbruch auf einen Schlag aus dem prallen Leben gerissen wird? Kann das Erzählen von Geschichten zur Rettung beitragen? Und kann Komik heilen? Nachdem der Erzähler Joachim Meyerhoff aus so unterschiedlichen Lebenswelten berichtet hat wie einem Schüleraustausch in Laramie, Amerika, dem Aufwachsen auf einem Psychiatriegelände, der Schauspielschule und den liebesverwirrten Jahren in der Provinz, gerät der inzwischen Fünfzigjährige in ein Drama unerwarteter Art. Er wird als Notfall auf eine Intensivstation eingeliefert. Er, der sich immer durch körperliche Verausgabung zum Glühen brachte, die »blonde Bombe«, für die Selbstdetonationen ein Lebenselixier waren, liegt jählings an Apparaturen angeschlossen in einem Krankenhausbett in der Wiener Peripherie. Doch so existenziell die Situation auch sein mag, sie ist zugleich auch voller absurder Begebenheiten und Begegnungen. Der Krankenhausaufenthalt wird zu einer Zeit voller Geschichten und zu einer Zeit mit den Menschen, die dem Erzähler am nächsten stehen. Er begegnet außerdem so bedauernswerten wie gewöhnungsbedürftigen Mitpatienten, einer beeindruckenden Neurologin und sogar wilden Hamstern. Als er das Krankenhaus wieder verlassen kann, ist nichts mehr, wie es einmal war. Joachim Meyerhoff zieht alle literarischen Register und erzählt mit unvergleichlicher Tragikomik gegen die Unwägbarkeiten der Existenz an.
Die Rede von der Veränderung eines Individuums setzt dessen Identität über den Verlauf der Zeit hinweg voraus. Worin aber besteht diese Identität speziell im Fall bewußtseinsfähiger, erlebender Wesen? Was haben wir genau im Sinn, wenn wir beispielsweise eine Person, die wir seit langem kennen und die sich im Laufe der Zeit in vielerlei Hinsicht verändert hat, dennoch als dieselbe Person begreifen, die wir von früher kennen? In der gegenwärtigen Debatte wird mehrheitlich die Reduzierbarkeit von Identität auf psychologische und körperliche Beziehungen vertreten - eine These, so Martine Nida-Rümelin, die mit tiefverwurzelten Strukturen unseres Denkens unverträglich ist. Die Identität über die Zeit ist vielmehr bei erlebenden Wesen ein nicht reduzierbares Faktum, und es ist diese Sicht, die wir in unserem Erleben anderer als Subjekte von Erfahrung implizit voraussetzen. Mit analytischer Präzision und anhand zahlreicher anschaulicher Beispiele zeigt die Autorin, wie transtemporale Identität bei bewußtseinsfähigen Wesen zu verstehen ist und wie sie sich von anderen Arten der Identität unterscheidet.