Geschwiegen wurde sowohl in Familien von Opfern des nationalsozialistischen Regimes als auch von Tätern und Täterinnen. Ohne die Verantwortung für die Verbrechen zu relativieren, lassen sich Parallelen hinsichtlich der Auswirkungen feststellen. Der Historiker und Journalist Johannes Reitter rekonstruiert die Biografien von Vorfahren, über deren Involvierung in die Geschehnisse jener Zeit jahrzehntelang ein Mantel des Schweigens gebreitet war. Im Mittelpunkt stehen die Fragen, wer diese Vorfahren waren, wann und unter welchen Umständen das Schweigen durchbrochen wurde und welche Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede erkennbar sind. 20 Einzelfälle werden mithilfe von Archivalien, Oral-History-Interviews und Dokumenten aus dem Besitz der Familienaufgearbeitet. Auch die Biografie eines 1940 hingerichteten Vorfahren des Autors wird skizziert. Dabei werden Muster, Ursachen und Folgen der Geheimhaltung von NS-Verbrechen, Mitläufertum und Verfolgung beleuchtet.
Eine Aufarbeitung des jahrzehntelangen Schweigens über das NS-Regime
Gegenstand der Edition ist das sog. Diarium Legationis, das Gerlach Adolph von Münchhausen in seiner Funktion als erster Gesandter des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg bei der Frankfurter Königswahl in den Jahren 1741 und 1742 verfasste. Das Diarium ist ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Dokument. Inmitten des Österreichischen Erbfolgekrieges entstanden, dokumentiert das Diarium die Komplikationen der Sukzession nach dem Tod Kaiser Karls VI. und des zeitweisen Übergangs der Kaiserwürde auf das Haus Wittelsbach im Anschluss an die reichsgeschichtlich dramatischen Auswirkungen der Pragmatischen Sanktion. Für den regen Wissensaustausch zwischen Gesandtschaft und Hof, für die informellen Formen ministerialer Sozialisierung und klandestiner Diplomatie auf dem Wahltag und für den hohen Stellenwert persönlicher Beziehungen ist das Diarium Münchhausens von kaum zu überschätzender Bedeutung.
Einzigartiges Material für die Erforschung der politischen Kultur und der Diplomatie im Heiligen Römischen Reich im 18. Jahrhundert.