WITTGENSTEINS NICHTE, eine Femmage, Respektbezeugung wie ironische Erwiderung ms Österreichische, gilt hier dem Philosophen Ludwig Wittgenstein eher noch als dem Schriftsteller Thomas Bernhard. Die Nichte ist ja nicht allein weibliches Gegenstück des Neffen (und reklamiert als solches einen anderen, eignen Blick auf Dinge, Verhältnisse, Sprachen), sondern ebenso als Plural zu lesen: eine mindestens doppelte Verneinung, die Negation der Negation wie Position wie Paradox sein kann.
Im Juni 1957 heuert ein magerer Vierundzwanzigjähriger auf der Gran Río an. Von Amsterdam soll die Reise über Lissabon in die Tropen führen, nach Trinidad, Britisch-Guyana und Surinam. Im Reisegepäck des ungewöhnlichen Matrosen: Bücher, Notizhefte und die Neugier eines angehenden Schriftstellers, der gerade mit großem Erfolg Philip und die anderen veröffentlicht hat und entdecken wird, daß es in der Welt nicht immer so träumerisch zugeht wie in seinem Romanerstling.<br />Cees Nootebooms erste große Reise hat ihren Niederschlag gefunden in den Tropischen Erzählungen, die auf niederländisch bereits 1958 veröffentlicht wurden und nun, ergänzt um eine spätere Erzählung, erstmals vollständig auf deutsch vorliegen. Das Gefühl der Fremdheit angesichts der anderen Matrosen, die unbekannten Laute und Düfte, der Reichtum der Natur, die Armut der Menschen - all diese Eindrücke hat Nooteboom einfließen lassen in Geschichten, die von Sonderlingen handeln, von verirrten Existenzen, seltsamen Begegnungen und grausamen Verfehlungen. Ob in den Tropen angesiedelt oder auf dem europäischen Kontinent, den Erzählungen eignet ein unergründlich somnambules, schwüles Moment, eine"tropische"Aura, die fasziniert und in Bann schlägt. <br />Der verliebte Gefangene gibt Einblick in eine verwunschene und verschwundene Welt - und in die Anfänge eines vor beinahe fünfzig Jahren schon kraftvollen und reifen Erzählers.
Taylor geht von der Überzeugung aus, daß den geltungsmächtigsten Traditionen der neuzeitlichen Ethik ein falsches Konzept der menschlichen Person zugrunde liegt; in die kategorialen Prämissen, die die Vertragstheorien, der Utilitarismus und der Kantianismus voraussetzen, ist die atomistische Illusion vereinzelter, aus allen gesellschaftlichen Bindungen herausgelöster Individuen eingelassen.