Was Christentum, Islam und Judentum trennt, haben andere geschrieben. Ulla Berkewicz untersucht die den drei Religionen innewohnenden Gemeinsamkeiten und die bei allen dreien vorhandene Tendenz zur Selbstaufgabe des einzelnen. <br />Ihre Analyse verbindet die Autorin mit Erlebtem und Erzähltem. Die einfachen, gewaltsamen Lösungen der Eiferer aus dem Okzident und dem Orient werden durch die Kunst einer kraftvollen Geschichtenerzählerin entlarvt. Ulla Berkewicz versöhnt wissenschaftliche Reflexion und Literatur in diesem mutigen Einmischungsversuch, der auch von der Angst handelt, die den Mut erzeugt, sich der Vereinnahmung zu widersetzen. So ist ihr etwas Neues gelungen: eine Schrift in der besten Tradition der Aufklärung, die narrativ zu fassen vermag, was der Verstand allein nicht erklären kann.<br />"Dieses außergewöhnliche Buch sollte von jedem gelesen werden, der nicht versteht, warum wir in die gegenwärtigen Krisen geraten konnten und was uns in Zukunft erwartet" (Amos Oz), von jedem, der mehr über die Wurzeln des islamischen, jüdischen und amerikanischen Fundamentalismus wissen will.
Ganz Unterschiedliches wird in diesem Briefwechsel verhandelt: Wissenschaftstheorie, Gesellschaftstheorie, Politik; es wird aber auch der Wissenschaftsbetrieb verhöhnt; ernst nehmen sich die Briefpartner, sie verfügen aber zugleich über den notwendigen Humor, sich und die Kollegen und den Wissenschaftsbetrieb auch in seinen selbstparodistischen Elementen wahrzunehmen.
Die Kulturphilosophie steht üblicherweise der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie eher fern. Fragen historischer Kulturentwicklung, des aktuellen Kulturvergleichs oder der Kulturkritik werden kaum auf die besonderen Kulturleistungen des Menschen bezogen, wie zweckrationales Handeln in Technik und Wissenschaft, Erscheinungsformen des Sprachlichen und die Ausbildung besonderer Methoden des Erkennens und Begründens in Lebenswelt, Wissenschaft und Philosophie. Zwar ist die Kultürlichkeit dieser menschlichen Kulturleistungen unbestritten, aber Naturalisierungstendenzen insbesondere in naturwissenschaftlich geprägten Weltbildern verdecken den Charakter von Rationalität zwischen Natur- und Geisteswissenschaften. Anknüpfend an die Tradition des methodischen Konstruktivismus und Kulturalismus, greift Peter Janich klassische Themen der theoretischen Philosophie auf und führt kritisch zu Alternativen auch für aktuelle Fragestellungen der Kommunikation, der Information und der Naturwissenschaften vom Menschen.
Robin G. Collingwood zählt zu jenen großen britischen Universalgelehrten, die auf ebenso scharfsinnige wie elegante Weise die unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen in ihren Schriften verbinden. Mit Die Idee der Natur liegt nun eines seiner Hauptwerke erstmals auf deutsch vor.<br>Anhand der drei großen Epochen kosmologischen Denkens in Europa - der Kosmologie der Griechen, der Renaissance und der Moderne - zeichnet Collingwood die Geschichte des Naturbegriffs als eine Geschichte wachsenden Mißverstehens nach, die die zunehmende Trennung zwischen Naturwissenschaften und Philosophie dokumentiert. <br>Diese "Kluft des Mißverstehens" muß jedoch überbrückt werden, denn sie schlägt sich in einer moralischen Korrumpierbarkeit der aus den Naturwissenschaften abgeleiteten Weltanschauungen nieder. Die Idee der Natur ist nicht nur ein Glanzstück philosophischer Literatur, sondern auch ein wichtiger Beitrag zu den aktuellen Debatten zwischen der Philosophie und den Naturwissenschaften.
1997 erschien Die Gesellschaft der Gesellschaft, das gesellschaftstheoretische Hauptwerk von Niklas Luhmann. Die darin entfaltete systemtheoretische Perspektive mit ihrer Grundformel, dass Gesellschaft nicht ohne Kommunikation zu denken ist und Kommunikation nicht ohne Gesellschaft, hat seither nicht nur der Soziologie entscheidende Impulse gegeben. Die unterschiedlichen Aspekte von Kommunikation, Evolution, Differenzierung und Beobachtung, die Luhmann seiner Untersuchung abgewinnt, sowie seine Idee der Weltgesellschaft sind Gegenstand dieses Materialienbandes.<br />Die Autoren bringen Luhmanns Gesellschaftstheorie kritisch mit anderen soziologischen Sichtweisen ins Gespräch und sind damit Zeugnis für die Aktualität und Kraft dieses Klassikers der modernen Soziologie.
Als die Elektronische Musik um 1950 mit der Verheißung antrat, alle physischen Begrenzungen des Musizierens hinter sich zu lassen, war dies - neben vielem anderen - auch eine prometheische Männerphantasie. Doch gebar sie in der Folge alles andere als Entkörperlichung: Über die psychedelischen Trancen der 60er, die Kraftwerk-Robotik der 70er, die Techno-Ekstasen und genderpolitischen Interventionen der 90er bis zur Laptop-Performance oder Versuchen akustischer Kriegsführung - immer neu bleibt zu verhandeln, wie die Elektronik und der Körper von wem in welcher Absicht und in welchen Kontexten verkabelt werden.<br>Mit Beiträgen von Olaf Arndt, Mariola Brillowska, Kurt Dahlke, Diederich Diederichsen, Harald Fricke, Christoph Gurk, Tom Holert, Thomas Meinecke, Genesis P. Orridge, Eckhard Schumacher, Terre Thaemlitz u. v. a.
Wir leben seit dem 11. September 2001 im Zeitalter der Schurkenstaaten. Dieser Begriff eröffnet grundlegende politische Fragen wie die nach staatlicher Souveränität, aber auch nach den politischen Möglichkeiten und Grenzen der Vereinten Nationen, ja nach der Demokratie als solcher. "Was geschieht", so fragt Derrida, "mit den Begriffen der 'Politik', des 'Kriegs' und des 'Terrorismus', wenn das alte Gespenst der staatlichen Souveränität seine Glaubwürdigkeit verliert?" Zwischen Globalisierung und staatlicher Souveränität, dem Recht der Macht und der Macht des Rechts, Schurkenstaaten und nationalen wie internationalen demokratischen Organisationen steht die Demokratie als solche auf dem Spiel.
Die analytische Philosophie hat selbst da, wo sie explizit an Kant anschließt, erhebliche Schwierigkeiten mit dessen Idee eines synthetischen Wissens a priori. Damit verliert sie eine ganze Dimension der philosophischen Tradition. Das vorliegende Buch gewinnt diese Idee zurück, indem es gerade den Anschauungsbezug und damit den Zeitbezug des menschlichen Denkens zum Gegenstand einer logischen Untersuchung macht. Nur wenn man die Zeit als inneres und formbildendes Merkmal des menschlichen Aussagens erkennt, versteht man den Begriff empirischer Wahrheit und sinnlich vermittelter Erkenntnis. In diesem Gedanken, so zeigt sich, liegt die Einheit einer philosophischen Tradition, die Aristoteles mit Kant und beide mit dem späten Wittgenstein verbindet.
Die Briefe, die Gadda zwischen 1920 und 1963 an den "brüderlichen Freund" Bonaventura Tecchi richtet, den er in deutscher Kriegsgefangenschaft kennengelernt hat, bezeugen die Leidensgeschichte des Ingenieurs Gadda, der unter seinem Brotberuf leidet und als Dichter hartnäckig und zäh um "Zutritt zum Parnaß" kämpft.